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Glück in kleinen Dosen | Caro

  • Carolin
  • 30. Juni 2017
  • 4 Min. Lesezeit

Ich bin so glücklich, wie noch nie in meinem Leben.

Das stelle ich jeden Tag wieder fest und auch wenn ich nicht undankbar sein will, frage ich mich manchmal, wie das kommt. Als ein Freund mir die Tage stolz erzählte, er sei drei Tage kaum online gewesen und hätte dies als eine wertvolle Erfahrung empfunden, konnte ich nur müde lächeln. Genau das hatte ich immer wieder gesagt, weniger um das ganze Drama, den Selbstdarstellungshype kümmern, mal einen Tag überlegen, bevor man jemandem auf seine Nachrichten antwortet, sich einfach Zeit nehmen zu sein, zu existieren, ohne jeden daran teilhaben zu lassen und immer verfügbar zu sein. Keine Rechenschaft ablegen, wenn man sich ins wahre Leben zurückzieht und es nicht mega thematisieren "ich war nicht online", als wäre das eine große Leistung.


Nicht falsch verstehen, ich finde es gut, das Menschen, die schon total technikabhängig sind, neue Wege gehen. Es macht mich nur immer traurig, dass das mittlerweile eine so große Sache geworden ist. Das man das Gefühl hat, es wäre eine Leistung, auf Medien zu verzichten. Ich will jetzt nicht davon anfangen, das wir als Kinder immer draußen gespielt haben, das wir keine Handys hatten etc. Die Jugendlichen dieser Zeit können auch nichts dafür, das sie aufwachsen in der Welt der Zombies. Sie kennen es nicht anders und früher oder später werden sie noch mit den Prolemen konfrontiert werden, die die vernetzte Welt mit sich bringt.


Ich glaube das Gefühl der Isolation ist das schlimmste für die meisten, das Gefühl alleine zu sein, nicht dazu zu gehören, wenn man nicht getaggt, geliked oder kommentiert wird, wenn man anderen sein Mittagessen präsentiert, oder mal wieder mit der besten Freundin bei Starbucks gewesen ist.


Als ich vergangenes Jahr im Krankenhaus war, hab ich das auch gespürt. Ich war nicht verfügbar, meine Freunde haben ständig gepostet, was sie machen, das sie gemeinsam unterwegs sind und ja sooo Spaß haben. Vordergründig waren sie eine super Clique, hatten den Sommer ihres Lebens. Dahinter steckte aber nichts weiter, als ein Zusammenschluss der verzweifelten, eine Gruppe von unzufriedenen Personen die sich gefunden hatten und das gemeinsame Leben verschwenden für sich entdeckt hatten. Ich gab ihnen ein halbes Jahr, sie schafften es noch ca. 3 Monate bis Streit, Lästereien und Langeweile dieses Gefüge zerbrachen.


Mein Gefühl war längst verpufft, ich hatte schon nicht mehr dazu gehört, weil ich aktiv daran gearbeitet hatte glücklich zu werden. Ich hatte es in die Hand genommen und meine Vergangenheit hinter mir gelassen, diesen Teil meines Lebens in dem ich die kollektive Zerstörung durch Schlafmangel, Rauschmittel und Grenzüberschreitungen als Leben, als Erfüllung empfunden hatte.


Der erste Schritt in mein neues Glücklich sein, war Ordnung. Ich ordnete die Spuren meiner Vergangenheit, Papiere, Kleidung, Bücher... alles was ich nicht mehr brauchte kam weg. Der entstandene Platz war pures Durchatmen. Den Materiellen Gegenständen folgten Kontakte. Smalltalk Menschen, denen ich nicht am Herzen lag und die mir nicht am Herzen liegen. Ich traf und treffe nur noch, wen ich mag, mit wem Zeit sich nicht wie Zeit anfühlt sondern einfach wie "sein". Danach folgte systematisches alleine sein und tun was ich liebe.


Die Pflanze meiner Kreativität erwachte zum Leben. Ich beendete Projekte die gut zwei Jahre zuvor einer Arbeitsblockade zum Opfer gefallen waren. Die neuen Inspirationen muss ich nicht mehr suchen, sie kommen von alleine und es sind weit mehr, als ich umsetzen kann. "Jemand hatte eine ähnliche/die selbe Idee?" - MIR EGAL, ich mach es trotzdem, denn ich mache es auf meine Art. "Jemand leistet schlechtere Arbeit und hat damit mehr Erfolg?" - MIR EGAL, denn nicht Erfolg sondern die Liebe zu meinem Hobby treibt mich an.


Ich hab die Wut losgelassen, ich habe akzeptiert, das ich gegen Ungerechtigkeit nichts tun kann, außer stets gerecht zu sein und das ist mein Ziel. Immer 50% zu geben, um 50% zu erhalten und gemeinsam 100% zufrieden zu sein.

Es klappt natürlich nicht immer. Erst letzte Woche war ich genervt davon, das eine "Designerin" die chinesische Billigspitze an Gummibänder näht und dies für 50€ + an nichtsahnende Fashion-Victims verscherbelt, mit dieser miesen Masche durchkommt, aber dann erinnerte ich mich selbst daran, das sie kein tolles Produkt, sondern Geschichte verkauft. Eine Geschichte von Erfolg Ihrer Marke, die nicht wahr ist, aber von Ihren Anhängern geglaubt wird. Und ich selbst habe auch immer an Märchen geglaubt . Ich kann es also keinem übel nehmen.

Kommen wir zu dem augenscheinlich irriterenden Teil meiner Geschichte. Wie kann ich von "mir egal" und medialem Rückzug sprechen, wenn ich mehr denn je vor der Kamera gestanden habe, als lange Zeit davor.


Ich habe meinen Traum zurückerobert. Meinen Wunsch durchgesetzt nicht mehr zu shooten, was Fotografen machen wollen, sondern anzubieten was ich habe, was ich nicht erfinden muss, sondern was in mir steckt. Ein Mädchen das sich gerne verkleidet, verwandelt in Wesen, die wirklich in mir stecken, und die von keiner Mode, keinen Regeln begrenzt werden können. Ich shoote wieder, weil es mich glücklich macht, es bringt zum vorschein wer ich innen bin, und das kann und will ich einfach nicht vor der Welt verbergen. Ich hoffe das meine Geschichte den Menschen Mut macht und das sie Freude empfinden, wenn ich diesen ganz pesönlichen Teil von mir zu Gesicht bekommen.

Der Teil, der kreativ ist, kreiert und glücklich ist wie nie zuvor, weil er nur noch seinen eigenen Regeln folgt und zufrieden ist, mit dem was kommt und dem was geht.

 
 
 

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